Montag, 10. August 2015

Aus gegebenem Anlass - Gedenken an unsere Sternenkatzen (Teil 5) – Gipsy lebt sich ein




Inzwischen ist es schon wieder eine so lange Zeit her, dass ich Euch von meiner Sternenmieze Gipsy erzählt habe – die Katze, mit der alles begann. Ich schäme mich auch schon dafür und habe so das Gefühl, dass meine großartige und kluge Dame bereits ganz böse auf mich herabschaut. Deswegen geht es heute endlich mal weiter.

In Teil 4 habe ich Euch erzählt, wie sie zu mir gekommen ist. Nun soll es darum gehen, wie sie sich eingelebt hat sowie unsere ersten Schritte als Lehrerin und Schülerin. Hierbei stellt sich eigentlich nicht die Frage, wer von uns beiden welche Position eingenommen hat.

Nachdem sie an jenem Sonntag eingezogen war und ich sie schon am nächsten Tag wegen meiner Arbeit alleine lassen musste, konnte ich den Nachmittag gar nicht schnell genug erwarten. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause zu meiner kleinen Maus. Zuhause angekommen öffnete ich die Tür und…. niemand stand dort, um mich in Empfang zu nehmen. Als ich leise „Muschel, ich bin wieder dahaa“ rief, kam sie sofort angeschossen und begrüßte mich mit einem lauten Schnurren und wollte umgehend gestreichelt und geschmust werden. Dieses Spielchen ging ein paar Tage so und dann wusste sie genau, wann ich nach Hause komme. Als sie größer war, saß sie immer am Fenster, um nach mir Ausschau zu halten, aber die ersten Monate war sie noch zu klein, um die Fensterbank zu erklimmen.

Da ich noch nicht viel – oder um es genauer zu sagen: So rein gar nichts – über Katzenhaltung wusste, plünderte ich die folgenden Tage und Wochen sämtliche Bücherläden. Alles, was über Katzenerziehung, Katzenverstehen, Katzengesundheit usw. zu finden war, wurde von mir schonungslos aufgekauft. Ebenso stand ein Besuch beim Tierarzt an, denn sie war weder geimpft noch untersucht. Also beschäftigte ich mich ebenfalls mit der Suche nach dem richtigen Tierarzt. Nicht weit von mir befand sich eine Kleintierklinik, die mir als passend erschien. Mir war schon damals klar, dass es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass Tiere IMMER am Abend oder am Wochenende krank werden. Während ein normaler Tierarzt außerhalb seiner Sprechzeiten in der Regel nicht erreichbar ist, kann die Tierklinik immer konsultiert werden. Und so machte ich dort einen Termin. Gipsy war zu dem Zeitpunkt bei der ersten Vorstellung noch neugierig und weitestgehend kooperativ. Der Tierarzt kam ohne nennenswerte Blessuren davon. Lediglich ihre Ohren waren kräftig verdreckt, die jedoch direkt vor Ort gereinigt wurden. Ein paar Tropfen Spezialreiniger hinein, etwas einmassieren lassen und schon schüttelte sie heftig ihren Kopf. Alle Dreckplacken flogen in einem hohen Bogen raus. Als die Sprechstundenhilfe reinkam, wurde sie auch gleich mal mit einem Dreckklumpen bombardiert. Ansonsten war Gipsy ein kerngesundes kleines Katzenmädchen, dass nun untersucht und geimpft ihre neue Welt erkunden konnte.

Ganz besonders liebte sie es, mir beim Abwaschen zuzusehen. Da dies vom Boden aus nicht wirklich gut funktioniert, hatte sie sich sehr schnell angewöhnt, blitzschnell an meinem Bein hochzulaufen, um dann neben der Spüle zu sitzen. Zu Anfang fand ich das ja noch ganz witzig und hab sie immer vorsichtig aus meiner Hüfte gepflückt und neben das Abwaschbecken gesetzt. Mit zunehmendem Alter und Größe hatte es allerdings mehr was von einer kostenfreien Akupunktur. Sie merkte jedoch schnell, dass ich von ihren Kraxeltouren nicht mehr so fasziniert war und gewöhnte es sich dann selbst ab. Auch Baden – also ich Baden – fand sie mehr als interessant. Mama sitzt in so einem komischen großen Kasten mit Wasser und so einem weißen, luftigen Zeugs drin, dass bei der Berührung mit der Pfote leise knisternd verschwand. Wie interessant!! Auch wenn sie nie verstanden hat, warum wir Menschen uns freiwillig in so ein seltsames Nass begeben. Wasser ist schließlich maximal zum Trinken gut!

Da sie ziemlich schnell die alten Sitzmöbel als Kratzbaum nutzte, wurde es Zeit, an neue Möbelstücke zu denken – Katzenmöbelstücke! Ein erster Kratzbaum wurde angeschafft, diverses Spielzeug, wie kleine Bällchen, die sie jedoch kaum beachtete. Vielmehr fand sie selbst gemachtes Spielzeug und alles, was so auf dem Tisch herumlag und sich zum Durch-die-Wohnung-schießen eignete, deutlich faszinierender. So entpuppte sich der Platz unter dem Sofa irgendwann als wahre Schatztruhe. Im Fressen war sie sehr pflegeleicht, Mamas Hand zum Kämpfen fand sie ebenfalls mehr als geeignet und konnte gar nicht verstehen, dass ich so manches Mal quiekte. Wie meine Hände aussahen, muss ich wohl kaum weiter erwähnen. Die Frage anderer Menschen, ob ich eine Katze hätte, sagt wohl schon genug. Mein kleines Katzenmädchen entwickelte sich prächtig und bereits nach wenigen Wochen war für mich klar, dass ich mir ein Leben ohne Gipsy einfach nicht mehr vorstellen konnte.

Etwa zwei Wochen später ging der Chef meines Ex-Freundes mit seiner Familie in Urlaub. Sie besaßen inzwischen auch eine noch junge Mieze, die wir füttern sollten. Wir hatten die glorreiche Idee, sie mit zu uns zu nehmen, um uns das Hin- und Herfahren zu ersparen. Gipsy schien davon allerdings wenig begeistert zu sein und fauchte das kleine Wesen unentwegt an. Ich wusste damals jedoch noch nicht, dass es eine Zusammenführung seine Zeit benötigt und so trennten wir sie bereits nach wenigen Stunden. Für mich war somit klar, dass Gipsy aufgrund ihres dominanten Wesens niemals eine andere Katze neben sich akzeptieren würde. Dass ich mich darin ganz entschieden getäuscht habe, lernte ich erst einige Jahre später. Bis dahin blieb sie jedoch die einzige Fellnase in meinem Haushalt. Heute weiß ich es natürlich anders, denn Katzen sind Gesellschaftstiere, die sehr wohl minimal einen Katzenkumpel benötigen, da sie ansonsten seelisch verkümmern, und dass eine Zusammenführung sogar mehrere Wochen oder gar Monate beanspruchen kann. Aber damals herrschte halt noch der Grundsatz vor, dass Katzen Einzelgänger seien.

Besonders liebte Gipsy es, mit mir zu fernsehen. Als gerade die Winterolympiade lief und ich im Schlafzimmer genüsslich auf dem Bett saß, um mir die Wettkämpfe im Eiskunstlaufen anzusehen, kam sie angeflitzt, sprang auf das Bett, legte sich gemütlich mit dem Kopf zum Fernseher und schaute mit. Aber genauso waren Tiersendungen oder Fußball bevorzugte Objekte, um zu verfolgen, was aus dem seltsamen Bildkasten für bewegte Bilder und Geräusche kamen.

Irgendwann stand dann auch die erste Rolligkeit ins Haus. Irgendwann hatte ich etwas von Kastrieren gelesen, aber zu damaliger Zeit hätte ich gerne Junge von dem großartigen Mädchen gehabt. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch mangels geeignetem Partner. Der Tierarzt riet mir zur Katzenpille, die die Rolligkeit unterdrückt und versprach mir, dass diese nebenwirkungslos sei. Inzwischen weiß ich, dass dies ein erster Irrglaube von seiner Seite aus war.

Wenn ich heute so darüber nachdenke, welche Fehler ich damals machte und wie vielen Irrtümern ich aufgesessen war, dann kann ich mich nur aus tiefstem Herzen bei meiner Maus entschuldigen – nämlich dafür, dass ich es einfach nicht besser wusste. Glücklicherweise habe ich im Laufe der Jahre jede Menge dazu gelernt und darf mich heute darüber freuen, dass meine derzeitigen Fellpopos davon profitieren. Ebenso bin ich in der Lage, anderen Katzenhaltern und Neukatzeneltern mit meinem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu helfen, was mich wiederum mit großer Freude erfüllt. Und glaubt mir eins: Auch ich lerne noch jeden Tag wieder mehr dazu.

Wie es jedoch weitergeht mit meiner Katzendame, das erfahrt Ihr im nächsten Teil.


 Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Gipsy beim Putzen...nur so bleibt Katze schön)

2 Kommentare:

  1. Das mit der kostenlosen Akkupunktur kommt mir irgendwie bekannt vor. ;)

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    1. Diese Behandlung scheinen alle Miezen hervorragend zu beherrschen. :D

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